“Lass uns Freunde bleiben”

So, hier ist der letzte Eintrag zum Thema Kurztherapie, denn sie wurde gestern abgeschlossen. Nicht erfolgreich, aber mit der Erkenntnis, dass da so weiter nichts zu machen ist. Die Resistenz stand ja schon beim letzten Mal im Raum.

Wie es jetzt weiter geht? Keine Ahnung.

Sie empfiehlt dringend Psychopharmaka, um meine Widerstände zu lösen, weil so eine Phobie nur schlimmer werden kann.

Ich denke nicht, dass das notwendig ist, da ich keine akute Phobie habe. (ja, ja, ich weiß, Verdrängung und so) denn so, wie es mir jetzt geht, geht es mit seit 37 Jahren. Ich habe nie neue Symptome entwickelt oder mich weiter zurück gezogen. Ich bin eher mehr unter Menschen und in sozialen Situationen als früher. Also alles, was ich (und die Leute um mich herum) als Veränderung wahrgenommen haben, ist also höchstens eine Verbesserung. Ich stecke nicht in einer schlimmen Phobie, die jetzt immer schlimmer wird. Ich bin einfach so und das schon seit dem Kindergartenalter.

Muss ich mein – für mich – glückliches und zufriedenes Leben mit einem Menschen, den ich gerne mag (mich!) also wirklich in Frage stellen, weil jemand mich für psychisch gestört hält? Ich denke nicht. Ich habe Gespräche mit Menschen gesucht, die mich gut/lange kennen und zum Teil selbst auch Erfahrungen mit Therapien und etwaigen Störungen haben. Ich bin ja durchaus bereit zu akzeptieren, dass ich blocke und mich nicht ändern will, weswegen ich es wichtig fand, mir Feedback von anderen zu holen, ob ich da vielleicht etwas übersehe oder nicht wahrnehme, weil ich es nicht kenne/in Worte fassen kann.

Die Ergebnisse waren alle ähnlich: keiner hält mich für so labil/gestört, dass er dem Vorschlag, mir Medikamente zu holen, sofort zustimmen würde. Es gab interessante Gespräche und ich werde auch weiterhin versuchen, mit Freunden darüber zu sprechen und mir ein Feedback zu holen und es im Auge behalten. Ich bin ja sogar geneigt, es drauf ankommen zu lassen und es mal einem Psychiater zu erzählen, um mir so von einem echten Profi eine Antwort geben zu lassen. Nur, damit ich nicht mehr drüber nachzudenken brauche. Und wenn er sieht, dass da dringend was getan werden muss, dann vertraue ich ihm jedenfalls mehr, als dieser Therapeutin, die mich ja durchaus auch an einigen Stellen sehr falsch eingeschätzt hat.

Warum jetzt aber der Titel? Als wir uns dann drauf einigten, dass es keinen Sinn mehr habe und uns verabschiedeten, drückte sie mir ihre Visitenkarte in die Hand und sagte, wir könnten ja in Kontakt bleiben und wenn ich Fragen hätte, oder mal eine zweite Meinung bräuchte, solle ich mich ruhig melden. “Sie sind ein außergewöhnlicher Mensch und ich mag außergewöhnliche Menschen”. War nett gemeint und wer weiß, ob ich es nicht mal brauchen kann, aber nach diesen hoffnungslosen 6 Terminen und der “Beziehung”, die so gar nicht funktioniert hat, wirkte es einfach genau so: “Lass uns Freunde bleiben”.

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