Soziale Phobie

Ja, die Therapie geht weiter und ich beschäftige mich damit. Und da mir Aufschreiben und Worte finden immer ganz gut hilft, beschäftigt ihr euch jetzt auch damit.

Wenn sie noch einmal sagt, dass ich mich nicht achte und wertschätze, dann schreie ich. Dieser Satz macht mich wirklich, wirklich aggressiv! Aber ich denke eh darüber nach, aufzuhören, wobei wir jetzt gerade an einem Punkt angekommen sind, an dem es nach Flucht aussieht.

Die letzte Diagnose lautet: Soziale Phobie

Ich denke, damit liegt sie grundlegend nicht verkehrt. Nachdem ich anfangs erstmal heftig abgewehrt habe, da ich einige Phobiker kenne und mich keinesfalls in deren Situation (Panikattacken, Schwierigkeiten in normalen Alltagssituationen) sehe. Aber natürlich kann eine Phobie verschieden stark ausgebildet sein und durch meine extremen Kontrollmechanismen habe ich alles gut im Griff, sodass ich die Symptome niemals als krankhaft einstufen würde. Aber wie sagt man so schön, man kommt immer kränker vom Arzt wieder, als man hingegangen ist.

Meine Selbsteinschätzung sagt: Ich bin sehr introvertiert und schüchtern, aber kann eigentlich ziemlich gut mit Menschen, wenn ich mich denn dann mal dazu überwinde, etwas in die Richtung zu tun.

  • Ja, ich bin nervös, wenn ich vor Leuten reden muss
  • Ja, ich bin nervös bei Bestellungen / Anrufen / live-support Chats
  • Ja, ich erröte unglaublich schnell und bekomme schwitzige Hände
  • Ja, ich weigere mich, in einem MMO in Random Gruppen zu gehen
  • Ja, ich vermeide, mich in anderer Leute Leben zu drängen und jemanden anzurufen, ihn bei FB zu adden oder ne Mail zu schreiben (wir reden hier von neuen Menschen, die ich nicht näher kenne, nicht Freunden – wobei ich auch Freunde nicht ungefragt anrufe)
  • Ja, ich tue mich schwer, Blogeinträge/Tweets zu veröffentlichen, weil ich mir Gedanken darüber mache, was meine Leser darüber denken
  • Ja, ich kann Leuten schlecht sagen, dass ich etwas nicht möchte, weil ich mir Sorgen mache, dass ich sie damit vor den Kopf stoße

Objektiv betrachtet sind das klare Anzeichen für eine Soziale Phobie, aber eigentlich lässt sich das doch auch prima mit Introvertiertheit / Schüchternheit erklären, oder? Ich habe keine wirklichen Angstmomente, ich mache mir nur Gedanken oder werde nervös. Und wenn etwas schief geht, kann ich immer darüber lachen und mache mir nie lange einen Kopf darum. Klar ist es in dem Moment kurz peinlich, aber danach ist es vorbei.
Mein Standardbeispiel dafür sind immer die “Konzerte” bei meinem Gesangslehrer. Das ist eine kleine Gruppe, fast nur aus uns Schülern und in 6 von 7 Konzerten habe ich verkackt. Ich war so nervös, dass ich die Kontrolle über meine Stimme verlor und quakend wie eine Ente eingesetzt habe. Ich musste jedes Mal das Stück abbrechen und neu ansetzen. Und ja, das macht mich vorher schon schrecklich nervös, aber wenn es dann passiert, dann kann ich ganz souverän damit umgehen und danach läuft alles prima. Der Worst Case ist eingetreten, also kann es jetzt nur noch besser werden. Das klingt doch eigentlich ziemlich gesund, oder?

Es steht jetzt im Raum, stimmungsaufhellende Maßnahmen zu ergreifen und Cortisol zu senken. Ich komme mir dabei vor, wie so ein Möchtegern. Ich habe wirklich viele psychisch kranke Menschen mit fiesen Problemen in meinem Leben und weiß, wie schwer sie sich tun. Ich sehe, wie sehr sie kämpfen müssen.
In meinen Augen geht es mir prima und ich bin zufrieden und happy mit meinem Leben. Das bisschen Introvertiertheit ist manchmal ein bisschen lästig, aber nichts, womit ich nicht umgehen könnte. Die Vorstellung, dass ich, der ich der stabilste und ruhigste Mensch bin, den ich kenne (naja, fast wenigstens) jetzt plötzlich über Stimmungsaufheller nachdenken soll, ist so strange.
Heutzutage braucht man eine psychische Erkrankung, um dazuzugehören… Bei Twitter sind alle irgendwie kaputt… So fühlt es sich für mich an, weil ich mich mit Leuten wie meiner Schwester vergleiche, die seit Jahren arbeitsunfähig ist und unter Antidepressiva steht, weil sie an schlechten Tagen nicht mal Bus fahren kann, ohne Panik zu haben und selbst an guten Tagen hat sie Beklemmungen.

Es gibt noch mehr Facetten, die mir dabei zu denken geben und den Wunsch wecken, die ganze Sache sein zu lassen. Das wäre jetzt zu viel für diesen Rahmen, aber in meinen Augen stimmen da viele Verhältnismäßigkeiten einfach nicht. Und ich bin unsicher, wie weit ich mich da rein ziehen lassen sollte und ob ich damit nicht tatsächlich eher irgendetwas aufputsche, was schon ok ist.
Sie hat mich als Therapie-resistent eingestuft (auch ein Grund für die Stimmungsaufheller und das Cortisol), sodass ich mich bald entscheiden muss, ob ich weiter mache, oder nicht. Denn wenn ich mich nicht darauf einlasse, dann ist alles weitere reine Zeit-/Geldverschwendung.
Sie hat mir eine Liste von Lebensmitteln gegeben, mit denen man das Cortisol natürlich senken kann (Walnüsse, getrocknete Aprikosen, Tomaten und Pflaume oder Kiwi). Das habe ich jetzt immerhin mal angefangen und werde mir das für 2 Wochen anschauen, ob sich da irgendwas tut. Der nächste Schritt wäre dann Johanniskraut und danach… Psychiater.
Alternativ kann/muss ich halt sagen, ich lebe damit und finde mich und mein Leben so, wie es gerade ist, ziemlich dufte, also sind wir hier fertig.

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Selbstachtung / Therapie

Selbstwertgefühl. Selbstachtung. Sich selbst lieben.
Nur wer sich selbst liebt, kann auch andere lieben.

Keine unbekannten Worte / Sätze, aber was macht denn bitte Selbstachtung aus?

Ich persönlich denke, dass ich mich achte und wertschätze. Ich nehme mir Zeit für mich, tue Dinge, die mich glücklich und zufrieden machen und vermeide Situationen, von denen ich weiß, dass sie mir nicht gut tun und viel Kraft kosten. Ich habe mich sehr gerne und wir sind gute Freunde. Und wenn ich mich mit anderen vergleiche und sehe, was da für negative Gefühle gegen sich selbst gerichtet sind und wie wenig manche Menschen von sich halten, dann denke ich mir immer, wie gut es mir geht und dass ich da auf jeden Fall etwas richtig mache.

Klar bin ich nicht perfekt, aber ich kann mir Fehler verzeihen. Ich verletze mich nicht absichtlich, ich zerstöre nicht mein Ego, indem ich mir selbst sage, wie unfähig und wertlos ich bin. Alles Dinge, die ich bei anderen immer wieder sehe und die mich erschrecken. Schlimm genug, wenn andere einem das einreden, aber man selbst…

Aus Gründen war ich vor einigen Tagen bei einer Therapeutin. Und die Hypothese lautete: Sie lieben/achten/wertschätzen sich nicht und ihr Vater ist Schuld. Sie brachte auch gleich die entsprechenden Psychologischen Konzepte und ja, ich weiß, dass meine Eltern an vielen Stellen hätten besser handeln können und ganz von der Hand zu weisen ist ihre Argumentation auch nicht, aber seien wir mal ehrlich: irgendwas ist immer und ich weigere mich, mir deswegen absprechen zu lassen, dass ich ein gutes Verhältnis zu mir habe.

Sie wollte, dass ich mir vorstelle, wie ich und mein Leben wären, wenn ich mich lieben würde und nicht alles kontrollieren wollen würde und mich nur nach sozialen Normen richten würde.
Konnte ich ihr nicht beantworten, denn dafür reichte meine Vorstellungskraft nicht aus.

Aber was müsste ich denn bitte tun, um mich selbst zu achten? Was bedeutet denn Selbstachtung / -wertschätzung? Darauf wollte sie mir keine Antwort geben, sondern stellte neue Gegenfragen.

Also habe ich bei Twitter nachgefragt. Was glauben andere Menschen, dass Selbstachtung und Selbstwertschätzung sei. Was tun sie für sich, weil sie sich lieben?

Überraschung: sie tun die gleichen Dinge, die ich auch tue. Anscheinend glaube nicht nur ich, dass sich Zeit für sich selbst zu nehmen und Dinge zu tun, die einen glücklich machen und die Welt mal außen vor zu lassen, genau das ist, was man tut, weil man sich selbst wichtig nimmt.

Daraus ergibt sich jetzt natürlich eine Art Widerstandshaltung, die für Therapien immer ganz hervorragend ist. Aber ich hasse es, mir Dinge unterstellen zu lassen, die so nicht wahr sind, nur weil sie in irgendein Konzept passen.

Und wenn dann meine eigenen Gedanken zum Thema abgetan werden mit “nein, so ist das auf keinen Fall, denn das was du beschreibst hat nur was mit neurologischen/physischen Ursachen zu tun”, was aber schlichtweg falsch ist, dann ist die Bereitschaft, viel Geld zu investieren, eher gering, auch wenn die Neugierde da ist, ob sie es tatsächlich schafft, aus mir einen besseren Menschen zu machen – was ich aber mal so überhaupt nicht sehen kann.

Ich bestehe nicht auf meine Selbstdiagnose, aber ich habe genug recherchiert um zu verstehen, dass neurologische Probleme zwar ein Grund sein können, aber keinesfalls immer vorhanden sein müssen (und großteils auch nicht sind) um die Diagnose zu stellen.

Ganz ehrlich, ich habe ein bisschen Schiss, denn das, was sie da als Ziel formuliert hat, ist etwas, was komplett außerhalb meiner Vorstellung ist. Wenn man in eine Therapie geht, hat man ja normalerweise eine Idee, wie es am Ende aussehen soll. Ein depressiver Mensch kennt seine “guten” Tage und weiß, dass er dadurch mehr davon haben kann. Als ich vor Jahren eine Verhaltenstherapie gemacht habe, wusste ich, dass ich danach in der Lage sein sollte (das Ergebnis war nicht überzeugend, aber das ist eine andere Geschichte) besser mit psychisch kranken Menschen umzugehen und Grenzen zu ziehen.

Aber diesmal? Das klingt, als würde sich ein ganz grundlegender Teil meiner Persönlichkeit ändern. Ja, Liebe ist was gutes und es kann eigentlich nur positiv ausgehen, aber wie soll das aussehen? Ich weiß es nicht. Und da ich ja schon sehr zufrieden bin, tue ich mich schwer damit, ggf 2000€ in etwas zu investieren, was völlig außerhalb meiner Vorstellungskraft ist und von dem ich nicht sicher bin, dass ich es auch wirklich erreiche. Ja, ich muss alles selber bezahlen, da es sich hierbei um eine Privatbehandlung handelt.

Die ersten Hausaufgaben bestanden darin, Dinge an mir zu finden, die ich hübsch finde. Ja, kann ich, kein Problem. Das Ziel dabei ist es, positive Gefühle zu generieren, aber dafür finde ich Schönheit leider echt nicht wichtig genug. Und das Konzept, mir auf etwas auf etwas einzubilden, für das ich nichts kann, finde ich ein bisschen albern. “Ätsch, ich bin hübscher als du”, ist genauso blöd wie “ätsch, ich bin Deutsche und du nicht”. Also aus meinem Aussehen Stolz und positive Gefühle generieren… naja, mal schauen.

Morgen ist der nächste Termin und nachdem ich mich direkt am Tag nach dem letzten schon per Mail über ihre Misinterpretation meiner Selbstdiagnose aufgeregt habe, wird das bestimmt recht lustig. Naja, ich werde hingehen und ihr zumindest für ein paar Sitzungen eine Chance geben, bevor ich ein endgültiges Resümee ziehe.

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Gewichtsgedanken

Das wird wahrscheinlich ein langer Eintrag und ob was Informatives dabei raus kommt, kann ich auch noch nicht versprechen, aber ich lege einfach mal los.

Es gibt immer mal wieder Momente und Menschen, wo ich mich frage, wie es zu so einem Gewichtsanstieg kommen konnte, ohne, dass zwischendurch irgendwann mal auf die Bremse getreten wurde. Ein Beispiel dafür ist mein Kollege. Der Mann ist gut 1,90 Groß und wiegt deutlich über 200Kg. Das sind Außmaße, die einem wirklich Probleme im normalen Leben machen. Er ist gesundheitlich soweit topfit und hat (bisher) keine ernsten Probleme, aber immer wenn er von seiner Lifeguard-Karriere als Schüler erzählt, möchte ich gerne mal ein Bild von damals sehen und möchte wissen, wann und warum alles so aus dem Ruder gelaufen ist. Aber sowas fragt man natürlich nicht.

Also habe ich mal über mich selber nachgedacht. Zu meinen Spitzenzeiten (~2009) habe ich über 90Kg gewogen, was für eine “Größe” von 1,55 schon verdammt viel ist. Aber mein Vorteil war immer, dass ich gerade durch die geringe Größe deswegen nie in einen Bereich kam, in dem ich “zu viel” für irgendwas war. Ich konnte immer in normalen Läden einkaufen gehen (gut, es musste Größe 46/48 sein, aber die findet sich heutzutage recht häufig) und auch Sitze (Stühle mit Seitenlehnen, Zug, Flugzeug) waren nie ein Problem. Nur die Schaukeln auf dem Kinderspielplatz, aber das ist vielleicht verständlich 😉
Und ich hatte immer das Glück, dass ich sehr kompakt bin und einfach rundum gleich viel gepolstert. Dadurch sah man nicht, *wie* viel das eigentlich so war. Die mittlere Schwester hat viel Bauch, die Kleine ist obenrum ziemlich schmal und hat dafür einen riesigen Hintern. Das macht es natürlich sehr viel auffälliger, als wenn jemand halt von oben bis unten gut zusammen passt und halt nur insgesamt dick ist.

Wie ist es also bei mir dazu gekommen? Das waren mehrere Schübe.
Bis zur Pubertät (~15) war ich immer moppelig und laut BMI im unteren “Übergewicht” Bereich. (Ab 60 ist normal, ich lag immer so bei etwa 60-63). Das lag zu einem großen Teil an meiner Mama. Klingt jetzt doof, das so abzuwälzen, aber war tatsächlich so. Sie selber war immer untergewichtig und isst auch total wenig. Nicht, weil sie es so möchte oder drauf achtet, sondern weil es sich einfach nicht anders ergibt. Ein Brot zum Frühstück, dann ein kleines Stück Kuchen zum Kaffee und abends eine moderate Portion irgendwas warmes. Damit ist sie happy und braucht nicht mehr. Bei etwa 1,60 und knapp 40Kg hat sie vermutlich auch nicht viel mehr Energiebedarf.

Aber sie hatte eine große Schwäche für Schokolade und damals immer so eine 400g Milka unter der Sofalehne. Und daraus ergab sich dann die Tradition, dass sie uns Kindern auch jedem jeden Tag eine Tafel Schokolade oder ähnliches mitbrachte. Jeden Tag eine Tafel Schokolade! Für jedes Kind, nicht etwa zu dritt geteilt. Rückblickend kann man sich da nur an den Kopf fassen, aber damals war es natürlich geil.
Das, gepaart damit, dass wir kein Frühstück hatten und uns selber um unser Essen irgendwie gekümmert haben (außer das warme Abendessen) war natürlich die ideale Voraussetzung für Desaster.

Wir alle drei waren dick. Ich war immer noch froh, nicht die dickste zu sein, aber habe das auch nicht als Anlass genommen, um irgendwas zu ändern, aber ich hätte auch nicht gewusst, was und wie. Meine mittlere Schwester war halt die dickste und hat unendlich gelitten. Wo mir vieles egal war und mich meine Mitschüler auch nicht sonderlich interessiert haben, hat es sie extrem mitgenommen, Außenseiter zu sein und gehänselt zu werden.
Wie die Kleine damit umgegangen ist, weiß ich tatsächlich gar nicht. Auch das von der Mittleren habe ich erst vor wenigen Jahren erfahren. Ich war nie so der führsorgliche Typ und sie waren halt auch 4, bzw. 6 Jahre jünger als ich.

Der erste große Zunahmeschub kam dann als ich meine erste richtige Beziehung hatte. Ich habe die 10 Kg damals auf die Pille geschoben, in der Realität war es eher, dass wir ziemlich schnell zusammen gezogen sind und uns um unser eigenes Essen kümmern mussten. Freiheit! Jeden Scheiß kaufen, den man wollte und die Minipizzen von der Pizzaria an der nächsten Kreuzung waren einfach nur göttlich!

Als ich dann 19 war, lag ich bei Kleidergröße 42 (das weiß ich nur noch, weil ich mich an die Suche nach einem Abi-Outfit erinnere). Das müssen also locker schon 75Kg gewesen sein.

Der Umzug nach Bremen brachte Abi-Stress, bald Trennungs-Stress und viele Trostsüßigkeiten. Da kamen wohl ein paar Kilo eher schleichend.

Der letzte große 15Kg Schwung kam dann mit meinem Job. Ich hatte Geld und komnnte mir kaufen, was ich wollte (Essen und Klamotten), ich saß nur noch vor dem Rechner, trank jeden Tag einen Liter Orangensaft, ohne mir darüber klar zu sein, dass das mal eben 450 Kalorien sind und genoss es, endlich angekommen und stabil zu sein.

Natürlich habe ich es gemerkt, aber neue Sachen kaufen war einfacher und mehr Spaß als Abnehmen. Und ich ertappe mich bis heute immer bei dem Gedanken, dass ich denke “ist zwar scheiße, aber noch sind es unter xxKg und ich werde jetzt drauf achten” Dieses “noch unter xx” erhöhte sich zwar über die Jahre, aber ich habe mich auch einfach lange nicht auf die Waage gestellt.

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was mich zu Jahreswechsel ’10/’11 letztendlich dazu bewegt hat, aber ich habe mit WW online 22Kg in 10 Monaten abgenommen. Anfangs war ich grundlegend motiviert und später haben mich die Erfolge motiviert. Es ging irgendwie so einfach. Was aber auch nicht schwer ist, wenn man sich vorher ausschließlich von TK-Pizza oder Mikrowellenzeugs und Schokolade ernährt hat. Ich fing an zu kochen und habe Gemüse für mich entdeckt, die ich noch nie gegessen habe oder immer dachte, ich würde sie nicht mögen. Meine Mama hasst beispielsweise Kürbis und so gab es das bei uns nicht und ich war immer sehr skeptisch. Aber so eine großartige Suppe aus Kürbis und Apfel ist was sehr feines!

Ende ’11 machte ich dann aus Krankheitsgründen Pause und war davon überzeugt, ich könne ja jederzeit wieder starten, weil es so einfach war. Dann kam Weihnachten und der Beginn von 2012, 13, 14 und ich kam nie wieder rein. Dadurch, dass ich ja inzwischen nicht mehr so unglaublich falsch aß, konnte ich ja nicht mehr so viel verbessern und die einzige Möglichkeit war halt, die Menge wirklich runter zu schrauben. Aber das ist so doooof.

Dann ergab sich aber auch ein weiteres Problem, was ich erst vor ein paar Tagen verstanden habe. Wenn ich meine Daten in irgendwelche Rechner eingab, erzählten die mir immer, dass ich ja mit meiner Bewegung (immerhin 10Km Rad am Tag und Singen ist auch anstrengender als es aussieht) deutlich über 2000 Kalorien am Tag verbrauchen würde. Da ja überall die 2000 als Durchschnittswert für normale Frauen angegeben wird, habe ich das auch nie in Frage gestellt.

Also suchte man sich eine 1500 Kalorien-Diät und hoffte, dass man damit dann doch pro Monat wieder die 2Kg verlieren sollte, wie auch schon 2011. Tat ich aber nie. Als ich mich bei MyFitnessPal.com anmeldete und denen sagte, dass ich 1Kg in der Woche verlieren will, setzten sie mich auf 1400 Kalorien. Wenn man von einem normalen Durchsatz von 2400 ausgeht, dann ist die Rechnung ja auch korrekt.

Aber ich verbrauche am Tag nur etwa 1700 Kalorien. Und das beinhaltet schon das Fahrrad fahren. Da ich nur 1,55m groß bin, braucht mein Körper gar nicht so viel, selbst bei einem BMI der zwischen Übergewicht und Adipös I liegt.

Von daher sind die 1400 (was einfach der generelle Tiefstwert ist, den MFP vorschlägt) natürlich nichts, was mir auch nur ein halbes Kilo pro Woche bringt. (1 Kilo besteht aus 7000 Kalorien. Also muss man 1000 am Tag weniger essen, als dass man verbraucht, um in einer Woche 1 Kilo loszuwerden)

Das habe ich tatsächlich erst letzte Woche entdeckt. Ich hatte mich immer auf diese 2×00 verlassen.

Jetzt versuche ich also, mich mit etwa 1000-1100 Kalorien über den Tag zu bringen, um noch ein brauchbares Defizit zu erzeugen. Es ist für mich nicht schwer, mit 1000 Kalorien zu überstehen. Ich merke, dass mir das von der Energie absolut reicht, aber 1000 sind halt verdammt schnell erreicht und wenn man auch noch drauf achten will, dass man genug Eiweiß zu sich nimmt, (was ich momentan noch nicht mache), dann ist man auch ziemlich festgelegt auf vieles.

Von daher habe ich schon immer wieder Hunger, wenn ich dann halt zum Frühstück ein Glas Chocomel hatte, weil es noch im Kühlschrank steht und ich es ja nicht wegkippen will. Aber das Glas hat dann halt auch 1/4 meiner Tageskalorien und auch wenn mir die Energie problemlos reicht, so meldet sich der Magen doch schon, wenn er nichts Substanzielles bekommt.

Das ist das Problem, wenn man so klein ist. 1000 Kalorien sinnvoll zu füllen heißt halt auch, dass wenig Platz für Ausrutscher oder Genuss bleibt. Denn wenn ein paar Stückchen Schokolade dann spontan das Abendessen komplett ersetzen, ist man zwar für den Moment glücklich, aber nicht satt.

Aber im Moment bin ich motiviert und ein-, zweimal im Monat gibt es eh “Cheatdays” an denen ich dann mit Freunden brunche. Wobei das Frühstück neulich “nur” 2000 Kalorien hatte, da hatte ich doch mehr befürchtet und wollte erst gar nicht aufschreiben. Aber da war ich auch pappsatt und hab den Rest des Tages dann nichts mehr gegessen. Aber das möchte ich mir auch nicht nehmen. Dafür esse ich zu gerne, als dass ich vollständig darauf verzichten würde.
Ich habe auch schon eine Sushi-Verabredung in 2 Wochen, das ist auch nicht mit 1000 Kalorien erledigt, aber ich freue mich riesig drauf und werde es genießen, egal, wie viel es am Ende wird.

Bleibt am Ende noch das Thema Sport, denn damit könnte ich ja meinen Umsatz hervorragend anheben und müsste nicht mehr so jammern. (Ich frage mich gerade, bei welchem Umsatz ich denn dann lande, wenn ich bei meinem Zielgewicht bin, dann ist ja gar nichts mehr übrig…)
Das ist richtig, aber ich hasse Sport! Und solange ich nichts finde, was mir wirklich Spaß macht, wird das auch nichts werden. Ich fahre bei halbwegs anständigem Wetter 10-15Km Rad am Tag, das bringt grob +200. Das Studio war ein Reinfall, aber so habe ich es ausprobiert und weiß, dass das in dieser Form für mich nicht funktioniert. Denn wenn ich mich nur hinquäle, dann mache ich alles nur mit nem halben Arsch, um schnell wieder raus zu sein. Daraus habe ich bisher keinerlei Verbesserung/Veränderung wahrgenommen.
Was 2011 gut funktioniert hat und was ich wieder angehen wollte (aber die Gewohnheit muss sich auch erst wieder einschleifen) war ein Wii Sportprogramm, was Cardio und Muskeln bearbeitet und zwischendurch auch immer Fortschritte festhält. Hat auch keinen Spaß gemacht, aber das ist ne halbe Stunde, die man abends mal eben zwischendurch erledigt und dafür nichts extra machen muss. Irgendwann war es drin und ich habe es vor dem Schlafen gehen fast automatisch gemacht und gar nicht mehr drüber nachgedacht.

Na, noch jemand an Board? Wie erwartet, ist der Eintrag ein bisschen ausgeufert, aber das bewegt mich die Tage gerade, denn speziell diese 1700 haben mich echt überrascht und frustriert. Zusätzlich habe ich das Buch “Fettlogik” gelesen, was mir schon vor Jahren mal empfohlen wurde und bei Twitter gerade einen ziemlichen Hype erlebt. Da war vieles drin, was sehr interessant ist. Klar, man findet immer und zu allem Studien, die einem beweisen, was man will, aber ich finde, was sie schreibt ist für mich schlüssig und dass das ganze Drama meine Schuld ist, weil ich einfach zu gerne leckere Sachen esse, habe ich eh nie in Frage gestellt. War jetzt also nicht der Heilige Gral und ein Engelschor begann zu singen, wie es bei manchen der Fall zu sein scheint, wenn man bei Twitter liest, aber es ist gut, manche Sachen bestätigt, nochmal erklärt oder eben auch widerlegt zu bekommen, die da so seit 30 Jahren in meinem Kopf rumschwirren. Vieles davon sind ja wirkich Sachen, die man immer wieder irgendwo hört und einfach ohne großes Nachdenken verinnerlicht. Und die Kritiker, die ihr vorwerfen, 500 Kalorien am Tag zu propagieren, haben es nicht richtig gelesen.

Wer gerne einen Kommentar oder eigene Leidens-/Erfolgsgeschichten dalassen möchte, ist herzlich eingeladen, ich freue mich über Nachrichten.

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Von “Feuer und Flamme” zu “meh” in einer Woche

Ich bin jemand, der sich recht gut und schnell für Dinge begeistern kann. Allerdings meist nicht besonders lang.

Zeig mir 3 tolle YT Videos zu einem Thema und ich kaufe alles, was man dafür braucht und gebe nach etwa 3 Tagen auf, weil ich es (selbstverständlich, ohne Übung) nicht kann. Bis dahin habe ich dann auch etwa 683 weitere Videos geschaut und werde die Empfehlungen das nächste halbe Jahr nicht los, aber dann ist es mir auch ziemlich schlagartig wieder komplett egal und ich traure dem Hobby nicht frustriert nach.

Ein Beispiel war dafür Ende 2015 das Hand-Lettering; also schöne Buchstaben fabrizieren. Ich habe jetzt 4 oder 5 solcher Pinsel-Stifte und 2 Bücher zu dem Thema, aber in der Realität bin ich nie damit warm geworden. Dafür fehlt mir die Kreativität. Man muss vorher eine Idee haben, wie das Ergebnis aussehen soll und dann kann man sich dran machen, es zu erreichen. Ich habe aber nie eine Vorstellung, sondern kritzle halt einfach drauf los und das sieht natürlich immer kacke aus. Ich kann mir vorher nicht detailliert vorstellen, wie ich das Ergebnis haben möchte. Geht nicht! Ist beim Zeichnen auch so. Ich wäre bestimmt nicht ganz so grottig, wenn ich einfach vorher eine Idee hätte, wie das Bild hinterher aussehen soll. Meine Schwester kann das. Die ist kreativ und dann halt frustriert, dass sie es ggf nicht so umsetzen kann, wie es in ihrem Kopf aussieht, aber sie weiß genau, was sie möchte und wie es aussehen soll.

Ein anderes Beispiel sind Medien. Wenn ich Serien schaue/lese oder Podcasts höre, dann ist das so eine Art Binge und ich verbringe jede freie Minute damit. Auf neue Teile warten müssen, ist ganz schrecklich. Also jedenfalls ungefähr eine Woche lang. Danach ist es mir einfach egal und wenn dann tatsächlich ein neuer Teil oder eine neue Staffel kommt, dann ist es oft so, dass ich mich nicht mal dafür begeistern kann, es weiter zu schauen/lesen/hören, obwohl ich es vielleicht sogar schon gekauft habe. Das ist ein bisschen Schade. Denn dann wieder in diese Besessenheit rein zu kommen, ist gar nicht so einfach. Und so gibt es von Serien, die ich verschlungen habe, inzwischen oft schon 3+ neue Staffeln und ich habe noch nicht einmal wieder rein geschaut. Buchserien sind inzwischen schon endlich abgeschlossen und ich war damals so heiß darauf, zu erfahren, wie es weiter / zu Ende geht, aber jetzt liegen die Bücher auf meinem Kindle und werden komplett ignoriert.

Genauso Spiele. Ich habe Portal geliebt und tagelang gezockt, aber mit Teil 2 bin ich heute noch nicht durch, weil da auf einmal die Lust weg war. Bioshock 2 genauso. Irgendwann musste ich mal aufhören, weil es ständig abstürzte und danach war es spontan egal.

Und manchmal geht mir das sogar mit Menschen so… Ich verbringe viel Zeit mit jemanden und chatte jeden Tag und auf einmal ist er uninteressant und mehr als ein Herzchen bei Instagram ist nicht mehr drin. Das liegt nicht mal daran, dass ich Dinge über ihn gelernt habe, die mich abstoßen (klar, sowas gibts auch, dass jemand auf den ersten Blick total toll erscheint und sich dann über die Zeit als Nervtröte entpuppt) sondern es ist wie so ein Schalter, der umgelegt wird, weil der Vorrat an Interesse alle ist. Von “yay, mein neuer bester Freund” zu “hö, wer war der noch gleich?” in 3 Tagen. Keine Ahnung, woran das liegt.

Es gibt einige Dinge, die kontant bleiben oder zumindest von selber alle paar Monate/Jahre immer wieder kommen (WoW, Stricken, Doctor Who) aber wenn ich mir die Liste der Sachen in meinen Notizen so anschaue, muss ich mich echt mal gezielt ran setzen und zumindest die inzwischen abgeschlossenen Serien endlich mal fertig schauen/lesen/hören.

Wahrscheinlich ist das alles gar nicht so ungewöhnlich, aber ich empfinde es bei mir als verhältnismäßig extrem.
Wie sieht das denn bei euch aus?

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Hosentaschenpsychologie

Naja, eigentlich ist der Titel falsch, aber mir fiel nichts passenderes ein.
Es geht weniger darum, dass ich mich gerne damit befasse und freiwillig meine Zeit damit verbringe, als darum, dass ich inzwischen mit so vielen kaputten Menschen zu tun hatte, dass ich so viel daraus gelernt habe.

Ich bin niemand, der andere Menschen zwingend in Schubladen steckt. Sei, wie du möchtest, solang du mich anständig behandelst, ist alles gut. Aber mich selbst analysiere ich gerne. Ich bin ein ISTJ, ein Realist, ein extrem introvertierter Mensch, ein könnte-wenn-wollte, ein Mensch, der sehr empathisch ist und gut mit anderen Menschen kann, aber nicht möchte, ein sehr stabiler und selbst-zufriedener Mensch, ein Mensch, der viel mit dem Informations- und dem Apellohr hört, aber dafür nur schwer Zugang zu Menschen mit großen Beziehungsohren hat.

Es macht mir Spaß, diese Dinge über mich heraus zu finden und wenn jemand solche Informationen mit mir teilt, bin ich durchaus auch dankbar, da das das Leben einfacher machen. All diese Dinge über mich zu wissen, hilft mir ungemein, mit anderen Menschen klar zu kommen. Wenn man erstmal verstanden hat, dass jemand hauptsächlich auf dem Beziehungsohr hört, dann versteht man auch, dass man 1. nicht einfach den Mund aufmachen darf und sagen, was man denkt und 2. dass man sich leider auch nicht einfach mit einem “Ich bin nur verantwortlich für das, was ich sende und nicht für das, was du verstehst.” aus der Nummer wieder raus kommt. Auch wenn der Satz meiner Meinung nach korrekt ist und ich es oft sehr anstrengend finde, jeden Satz genau vor-formulieren zu müssen, bevor ich ihn sage und mich dann auf unendlich emotionale Diskussionen einlassen zu müssen, weil es eben doch wieder in den falschen Hals kam. Und ich bin nun echt nicht jemand, der ungefiltert alles raus blökt, was ihm einfällt.

Aber all die Jahre mit solchen Menschen, haben mich sensibel für die Problematik gemacht und ich kann heute einschätzen, woher es kommt, wenn jemand angefressen reagiert und nehme es nicht mehr so persönlich, wie ich es früher getan hätte. Ich bin geduldiger, wenn jemand immer wieder die gleichen [Selbst-] Zweifel äußert und daraus resultierend immer wieder die gleichen Fragen stellt. Wo ich früher zickig geworden wäre, werde ich heute traurig, weil es nur deutlich macht, wie kaputt jemand eigentlich ist und wie viel da in einem Leben schief gelaufen ist. Und wenn mir jemand nicht vertrauen kann, weil er schon so oft verarscht wurde, dann gefällt mir das vielleicht nicht, aber ich akzeptiere es und gebe ihm die Zeit, um zu lernen, dass ich ein wirklich netter Mensch bin und weder verstellt, noch bösartig.

Selbst wenn ich mich mit jemandem im Streit trennen würde, würde ich niemals seine Schwächen in irgendeiner Form ausnutzen. Das ist nicht meine Art und ich kann mir im Moment auch nicht vorstellen, was jemand dafür tun müsste, dass sich das ändert. Und mir wurden schon eine Gaspistole vor die Nase gehalten und ich habe nicht mal zu dem Zeitpunkt mein Wissen in irgend einer Form gegen denjenigen verwendet.

Dafür bin ich aber auch immer noch naiv genug, dass ich glaube/hoffe, dass ich mit meiner Nettigkeit etwas bei solchen Menschen erreichen kann. Dass ich ihnen den Glauben an andere Menschen wenigstens ein klitzekleines bisschen wieder herstellen kann oder dass ich ihr Leben wenigstens für ein paar Momente verbessern kann. Natürlich bin ich nur ein Tropfen auf den heißen Stein und was da teilweise schon seit frühester Kindheit durch die Familie zerstört wurde, kann ich nicht wieder gut machen, das ist mir schon bewusst. Aber ich kann hoffentlich zeigen, dass es auch andere Menschen gibt und man nicht immer auf der Hut sein muss.

Und je mehr man sich damit beschäftigt, desto besser versteht man auch die Leute um sich herum und kann auch die nicht-diagnostizierten Dinge entdecken, die in vielen von uns schlummern.

Als Jugendliche habe ich darüber nachgedacht, Psychologie zu studieren, wobei ich nie in die klassische Therapie wollte, sondern eher weiter in Richtung Musikpsychologie. Hat sich so nicht ergeben, aber spannend finde ich es immer noch und es hilft so sehr im Umgang mit Menschen, wenn man zumindest eine grobe Idee davon hat, was in manchen Köpfen vorgeht. Die Umstände, unter denen ich einen Großteil dessen gelernt habe, waren nicht schön, aber im nachhinein bin ich dankbar und froh darüber, weil ich Menschen, die mir nahe stehen, damit unterstützen und angemessen behandeln kann.

Danke fürs Lesen und ich denke, das war erstmal der letzte Post in diese Richtung. Als nächstes gibt es wieder einen Jahresrückblick und es gibt auch immer noch ein paar Lieder auf meiner Liste.

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Veränderung

So viel ist passiert in diesem Jahr. Bei mir auf persönlicher Ebene. Dinge, die ich gelernt habe, Menschen, die ich kennen gelernt habe. Und so wandere ich durch meinen Blog und bleibe bei einem Eintrag aus dem Frühjahr hängen. Eine Meinung, die ich damals vertrat, weil ich sie für richtig hielt… und auf einmal sehe ich das Thema ganz anders.

Ganz konkret geht es um das Lied “Wolke 4“, was ich im März als Thema hatte. Ich stimme immer noch dem Tweet so zu und es ist richtig, dass es richtig scheiße ist, wenn einem jemand sagt, dass man halt nicht erste Wahl ist, aber unter den gegebenen Umständen, ja akzeptabel sei. Daran hat sich nichts geändert, denn das hat niemand verdient. Aber ich habe aufgrund von persönlichen Entwicklungen eine insgesamt positivere Haltung dem eigentlichen Lied gegenüber. Denn manchmal muss man sich einfach überlegen, ob man wirklich Wolke 7 braucht, oder ob Wolke 4 nicht einfach reicht, um glücklich zu werden mit einem Menschen. Das geht ein bisschen Hand in Hand mit dem Eintrag über die Große Liebe. Muss es denn wirklich das Feuerwerk der Liebe sein, oder ist so ein beständiges Kaminfeuer der Freundschaft nicht viel mehr Wert?
Manchmal kann es einfach nicht mehr sein und man muss sich entscheiden, ob man für immer und ewig auf ein Wunder hofft, oder ob man jemanden nimmt, mit dem man sich wunderbar versteht und den man sehr gerne hat, aber halt nicht gleich Schmetterlinge und rosarote Herzchen überall. Den letztendlich sind die anderen Dinge andauernder und wichtiger.

Aber der große Unterschie dabei ist dann auch, dass derjenige eben nicht zweite Wahl ist, sondern auf seine Weise trotzdem erste Wahl. Denn wie gesagt, dabei bleibe ich: niemand sollte sich damit zufrieden geben, dass er für jemand anderen nur zweite Wahl, Lückenfüller oder ähnliches ist. Dann lieber alleine, als quasi drauf warten zu können, dass man abgeschossen wird, wenn was besseres kommt.

Mal wenig Information und viel Philosophie in diesem Eintrag, aber das kam so, als ich wieder einmal über den Eintrag stolperte und mich an das Lied erinnerte. Und wenn ihr das anders empfindet, kommentiert gerne, das hier ist natürlich nur meine Meinung und wie man sieht, können sich Meinungen innerhalb von einigen Monaten auch grundlegend ändern. Falls ihr meiner Meinung seid, dürft ihr natürlich auch kommentieren 😉

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So schön und so traurig

Neulich wurde mir dieser Retweet in die TL gespült und irgendwie finde ich den Spruch wunderschön und habe ihn direkt geliked, retweeted und an einen betroffenen Menschen in meiner Umgebung weiter geleitet.
Es ist so wahr! Aber wenn man auf den Regen eingestellt ist, dann kann man damit auch umgehen und wird danach mit einer heißen Tasse Kakao und kuscheln auf dem Sofa belohnt.

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Skurrilstes Geschenk mit Hintergrundgeschichte

Aus irgendeinem Grund wurde ich heute an ein Weihnachtsgeschenk erinnert, was ich 2012 bekam und mir damals nur ein extremes WTF?! entlockte. Nein, ist nicht wahr, die Schenkerin stand neben mir und ich schluckte es runter und bedankte mich.

Im Hauptbahnhof stand am 6. November offenbar ein Nikolaus, mit dem man Bilder machen konnte. Sie hielt es für eine gute Idee, sich über eine halbe Stunde lang dort anzustellen, für ein liebloses Bild mit einem (viel zu dünnen und wenig freundlichen) Nikolaus und es mir zu Weihnachten zu schenken.

Eine 39-jährige Frau hielt es für eine süße Idee, das einer 32-jährigen Freundin zu schenken. So ganz im Ernst. Kein Scherz, kein albernes Gegacker, während man da ansteht, kein doofes Selfie, nein, sie stellte sich da alleine an und meinte es todernst.

Jetzt mal ehrlich, das ist ein Geschenk, was man seinen (Groß-)Eltern machen kann. Oder was man im Scherz mit Freunden macht. Aber so?! Ich war ratlos, etwas verstört und um Worte verlegen.

Ein Jahr später war sie tot und ich hatte ein Gespräch mit dem Psychologen, der sie bis dahin in ihrer Kur/Reha/Psychoklinik betreut hatte. (Sie war schwer traumatisiert und nahm tonnenweise Tabletten, um überhaupt existieren zu können.)

Er erklärte mir, dass diese 40-jährige Frau auf dem emotionalen Niveau einer etwa 7-jährigen stehen geblieben war. Sie war nicht doof, war jahrelang verheiratet, hatte studiert und erfolgreich gearbeitet, aber ihre Emotionen und tiefen Bedürfnisse waren auf einem Niveau stehen geblieben, was mich in ihrem Kopf zu einer Art Ersatzmutter oder großen Schwester machte.

Das erklärte viele WTF Momente in unserer Freundschaft und es hätte mir/uns sicher sehr viel weiter geholfen, das zu ihren Lebzeiten zu verstehen. Ich konnte viele ihrer Aktionen/Aussagen/Erwartungen nicht verstehen und habe immer überlegt, wie ein gebildeter und vernünftiger Mensch dazu kommt. Aber da zeigt sich halt, wie wenig Alter und Bildung mit aussagen.

Aber all diese Dinge helfen mir heute weiter, wenn ich auf psychisch kranke Menschen treffe. Ich kann mit vielen Dingen deutlich besser umgehen und anstatt zu sagen “reiß dich zusammen, das ist nicht so”, weiß ich, dass es nicht geht und dass diese Menschen all die rationalen Antworten, die ich ihnen geben kann, selbst kennen, aber dass die Gefühle stärker sind als die Vernunft. Meist macht sie diese Ambivalenz völlig fertig. Zu wissen, dass ihre Ängste irrational sind und sie sich “nur anstellen” vs. die Emotionen, die ihnen einfach eine Angst vermitteln. Da brauchen sie nicht noch einen Menschen von außerhalb, der ihnen sagt, wie albern sie sich benehmen.

Das heißt nicht, dass ich nicht innerlich manchmal mit den Augen rolle und jemandem sagen möchte, dass sein Verhalten lächerlich ist, aber das heißt, dass ich es besser weiß und versuche, da zu sein, anstatt zu urteilen.

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Agency – Selbstbestimmung

Ich habe das Wort “Agency” vor etwa einem halben Jahr in dem sehr interessanten Podcast von “why are people into that” (verschiedene Kinks/Fetische werden analysiert und wertfrei besprochen) gelernt. Leo.org hat dafür keine adäquate Übersetzung, aber ich denke “Selbstbestimmung” trifft es ganz gut. Ich finde das Thema sehr wichtig und habe bisher nur an wenigen Stellen davon gehört.

Um mal eben zu verdeutlichen, worum es dabei geht, hier zwei Beispiele:

Man sollte es Kindern selbst überlassen, ob sie jemanden umarmen und küssen wollen, bzw. das mich sich machen lassen wollen. Oft werden Kinder dazu gezwungen, sich von Verwandten so zu verabschieden, obwohl sie sich unwohl fühlen. Und einem Kind dieses Unwohlsein zuzugestehen und das Recht, für sich selbst zu entscheiden, ob es jemanden umarmen will, oder nicht, das ist Agency. Dabei ist es egal, ob das Kind schon 10 oder erst 3 Jahre alt ist.

Generell wird Agency oft mit Sex und Consent (Zustimmung) in Verbindung gebracht. Stellt euch vor, ihr seid ein aufgeklärter Mann, der Feminismus für eine gute Sache hält und mit einer emanzipierten, feministischen Frau zusammen ist. Nun, eines Abends, sagt eben jene Frau, dass sie möchte, dass ihr sie erniedrigt und ihr den Hintern versohlt. Der erste Gedanke ist dann erstmal “WTF, ich schlage keine Frauen und kann sie doch nicht eine Schlampe nennen – das widerspricht völlig unseren feministischen Ansichten und meiner Erziehung!

Das ist korrekt und eure Frau ist über die Gedanken bestimmt auch sehr glücklich und hat sicher auch lange gebraucht, bis sie sich getraut hat, den Wunsch zu äußern, weil ihr genau das gleiche im Kopf herum schwirrte. Wie kann eine emanzipierte Frau sich so etwas wünschen wollen?! Aber sie hat drüber nachgedacht und die Idee turnt sie aus irgendeinem unerfindlichen Grund tierisch an. Und hier kommt die Agency ins Spiel. Vertraut eurer Frau, dass sie weiß, dass das strange ist, aber dass sie es trotzdem will. Sie ist erwachsen, sie hat darüber nachgedacht und sie möchte es. Und wenn ihr euch dann quer stellt und sagt, ich mache das nicht, weil ich dir das nicht zumuten kann, dann, dann untergrabt ihr ihre Agency. Wenn ihr aber sagt, ich mache das nicht, weil euch der Gedanke total anwidert, dann ist das eine Frage des Consent und völlig legitim. Trefft nicht für jemand anderen Entscheidungen, nur weil ihr denkt, dass ihr es besser wisst, als sie.

Das Thema kam vorgestern aus irgendeinem Grund, den ich vergessen habe, wieder hoch und ich habe über die Definitionen nachgedacht.
Und gestern wurde mir klar, dass ich tatsächlich auch anderen Menschen diese Agency wegnehme und versuche, Entscheidungen für sie zu treffen, anstatt für mich. Ich habe das Gefühl, ich kann besser abschätzen, wie sich etwas entwickeln wird, aber das ist Bullshit! Solang ich sicher sein kann, dass diese Menschen alle nötigen Informationen haben und kennen, ist mein Job getan und ich muss alles weitere ihnen überlassen. Und wenn ich nicht sicher bin, dass sie eine qualifizierte Entscheidung treffen können, dann muss ich mehr Informationen liefern, so einfach ist das.

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Selbstbewusstsein

Ich hatte neulich einen Klassenabend, das bedeutet, alle Schüler meines Gesangslehrers kommen zusammen und tragen dir Stücke vor, die sie in dem letzten Monaten erarbeitet haben. Ganz klein und familiär. Das mache ich seit 4 Jahren und es ist jedesmal ein Desaster 🙁 . Ich kann meine Stücke, ich weiß, wie man singt, ich habe eine schöne Stimme, aber wenn ich den Mund aufmache, kommt da eine Mischung aus Frosch und Seehund raus. Meine Nerven flattern und ich kann nichts machen, als weiter zu singen, bis sich nach einer Seite alles beruhigt hat und endlich so klingt, wie es sollte/könnte.
Das macht mich absolut rasend, denn ich weiß, dass mir niemand dieser Menschen etwas tut, niemand lachen wird und alle gut verstehen, wie ich mich fühle und mir hinterher trotzdem aufrichtig gratulieren zu dem Fortschritt, den ich seit dem letzten Mal gemacht habe. Es gibt einfach keinen Grund, in diesem speziellen Rahmen dermaßen nervös zu sein.
Im Chor ist das was anderes. Da sitzen genug Frauen, die einen beneiden und lästern und darauf warten, dass ich einen Fehler mache. Deswegen verstehe ich, dass ich in diesem Rahmen unendlich nervös bin. Wohingegen ein “echtes” Publikum, also mehrere hundert Zuhörer, mich kalt lassen – die können mir nichts.

Jedenfalls kam von allen Seiten der Kommentar: Du kannst das doch, trau dir mehr zu, sei selbstbewusst!

Das hat mich ein bisschen zum Nachdenken gebracht. Denn ich selbst hätte das nicht mit fehlendem Selbstbewusstsein erklärt. Ja, ich bin schüchtern, aber ich weiß, was ich kann und dass ich gut vorbereitet bin und nicht die schlechteste Sängerin in der Gruppe. Ist das also wirklich mein Selbstbewusstsein, oder doch nur meine Schüchternheit? Und wie eng hängen Schüchternheit und Selbstbewusstsein zusammen?

Grundlegend habe ich ein gutes Bild von mir und denke, dass ich als Mensch vieles richtig mache und ziemlich in Ordnung bin. Ich habe durchaus Selbstzweifel in einigen Bereichen, bzw. weiß, dass ich mehr leisten könnte, wenn ich mich mehr anstrengen würde. Ich nehme mich nicht zu ernst und selbst wenn etwas schief geht (Stichwort: Frosch) kann ich gut damit umgehen und es endet nicht damit, dass ich heulend den Raum verlasse, sondern ich habe die Souveränität, zu sagen “ok, das war scheiße, jetzt machen wir das noch mal richtig!”

Ein alternatives Beispiel über flatternde Nerven war neulich im Büro, als ich einer ziemlich großen Truppe ein paar neue Features vorstellen sollte. Dafür saß ich alleine in meinem Büro und habe online die Funktionen gezeigt. Bis es anfing, war ich total entspannt, aber dann war ich wieder total nervös. Eigentlich sollte man meinen, dass ein Publikum, von dem man nichts sieht und hört, das beste Publikum überhaupt ist, aber so ohne jegliches Feedback kann man sich auch an nichts festhalten und sich nicht beruhigen, weil man sieht, dass die Leute verstehen, was man sagt oder nett nicken oder so. Das war strange. Naja, das werde ich in Zukunft jedenfalls häufiger machen, das wird also geübt.

Meine größte Unsicherheit liegt im zwischenmenschlichen Bereich. Als extrem introvertierter Mensch, bin ich zwar sehr, sehr zurückhaltend, aber trage mein Herz auf der Zunge und bin auch sehr ehrlich. Und wenn jemand etwas in mir anspricht, reagiere ich sehr schnell darauf und möchte diesen Menschen festhalten, denn das passiert sehr, sehr selten. (alle paar Jahre mal) Damit verunsichere ich andere sehr schnell, die wahrscheinlich schon ein Bild der overly attached girlfriend* vor Augen haben, obwohl ich eigentlich nur nett sein möchte 😉 Da bleibt dann nur Geduld und Ruhe, um sich kennen zu lernen und zu verstehen, was da, außer einem großen Haufen Chemie, wirklich ist.

Und warum ist es so ungewöhnlich, sich Dinge zu merken, die einem jemand erzählt hat? Immer wieder gerate ich entweder in die Situation, dass jemand völlig vergessen hat, dass wir ein Thema schon mal besprochen haben und grundlegende Dinge nochmal nachfragt, oder dass sie total verwundert sind, dass ich mir eben Sachen gemerkt habe, die sie mir irgendwann mal erzählt haben. Entweder interessiert es sie offenbar also nicht, was ich erzähle, bzw. ich bin nicht relevant genug, als dass man sie sich merken müsste, oder sie reden mit so vielen Menschen, dass sie es nicht schaffen, sich Informationen zu merken… Wie auch immer, jedenfalls steh ich dann am Ende als halber Stalker da, weil ich zuhöre und mir die Sachen merke, die mir erzählt werden.

Ich stehe oft vor dem Dilemma, ob ich mich bei jemandem melde, oder jemanden anspreche, oder jemanden auch nur bei Facebook/Twitter/Spotify/Instagram adde (was für Frauen übrigens genauso gilt, nicht nur für Männer), weil ich befürchte, zu aufdringlich zu sein. Das ist wieder eine Frage der Schüchternheit und irgendwie bestimmt auch des Selbstbewusstseins. Ich habe seit Monaten eine Mail in den Entwürfen, in der ich jemanden gerne auf einen Kaffee treffen würde, um ihn näher kennen zu lernen. Ich krame sie immer wieder raus, aber schicke sie nie ab. Ich wurde von einer meiner besten Freundin vor ein paar Jahren mal genau so “angesprochen” und alles lief super, aber irgendwas hält mich davon ab. Wahrscheinlich würde es positiv verlaufen und selbst wenn nicht, dann wird mich das auch keine schlaflosen Nächte kosten, also sollte mir das echt egal sein. Aber nein, da bin ich total gehemmt.

Aber besser schüchtern, als zynisch und sarkastisch oder totale Resignation. Aber so hat jeder seine [Abwehr-]Mechanismen und es kommt in Endeffekt nur darauf an, dass irgendwer sich die Mühe macht und sich die Zeit nimmt, um einen kennen zu lernen und zu beweisen, dass nicht alle Menschen da draußen Arschlöcher sind, sondern es auch ehrliche Menschen gibt, die sich wirklich für einen interessieren und einen gerne haben. Denn irgendwie gibt es davon viel zu wenige.

Und wie immer ein Mix aus losen Gedanken, die alle ineinander führen, aber gar nicht zwingend mit dem Thema zu tun haben. Aber so ist das eben. Fängt man erstmal an mit Schreiben, kommt da immer mehr zusammen.


Overly Attached Girlfriend

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