2020

Ok, mein Blog liegt schon wieder viel zu lange brach, aber ich muss auf jeden Fall einen Beitrag aus diesem Jahr und dieser Zeit schreiben. 2020, das Jahr der Pandemie.

Um ganz ehrlich zu sein, mich hat es gar nicht groß getroffen. Ich bin ein introvertierter Stubenhocker, mit sicherem Job, problemlosem Homeoffice und ohne Kinder. Die Fernbeziehung hat einige Monate gelitten, bis wir uns drauf einigten, dass wir beide so wenig Außen-Kontakt haben, dass wir uns doch alle paar Wochen mal sehen können. Irgendwann kamen dann auch kleine Chor-Quartette dazu und mein Leben war quasi perfekt.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich aus meiner kleinen Welt raus geschaut habe und gesehen und verstanden habe, wie furchtbar diese Situation für andere Menschen ist (bin ich jetzt auch nicht stolz drauf). Noch nicht mal die, die ihren Job verloren haben, denn das war mir natürlich schon schnell klar, dass es da zu massiven Problemen kommt, sondern Familien mit Kindern, die jetzt betreut werden müssen, wo vielleicht auch gar nicht das Equipment vorhanden ist, um gleichzeitig Homeoffice und Schule zu meistern. Introvertierte Menschen, wie ich, die plötzlich keine Möglichkeit mehr haben, ihre dringend benötigte Zeit alleine zu finden, weil Partner/Mitbewohner/Kinder permanent da sind. Die Menschen, die ihren gewalttätigen Eltern/Partnern nicht mehr entkommen können und keine Freunde, Lehrer oder ähnliches haben, die sie unterstützen können. All diese Sachen habe ich nicht bedacht, als ich mich mit meinem Arbeitsequipment zu Hause einigelte und dachte “geil, so kann das bleiben.”

Aber auch ich hatte meine Schwierigkeiten. Ich bin ein Kontrollfreak und all diese Unsicherheiten, wie ist es in welchem Laden geregelt, werde ich rechtzeitig sehen, was ich tun muss, werden sich alle anderen dran halten, was sie tun sollen, hat mich oft extrem nervös gemacht und ich habe vermieden, in größeren Geschäften einkaufen zu gehen. Da machten sich dann wieder meine Privilegien bemerkbar, dass ich a) genug Geld habe und b) in einer Ecke lebe, in der es kleine Bioläden gibt, wo ich in Ruhe und mit guter Übersicht alles kaufen konnte, was ich brauchte. Inzwischen ist ja alles wieder lockerer und ich weiß, was wo los ist, sodass ich auch wieder in Supermärkte gehe.

Neues Hobby

Wie gefühlt ein Viertel der Menschheit, habe ich angefangen zu nähen. Ich hab schon ewig eine Maschine, aber irgendwie lief die nie rund, sodass ich es immer vermieden habe, sie zu nutzen (anstatt sie mal überprüfen zu lassen, wie so ein normaler Mensch). Die Masken waren perfekte Einstiegsobjekte. Instant Gratification, schnell gemacht und bei 359 verschiedenen Mustern, konnte man auch immer wieder neue Tricks und Techniken lernen. Und wenn man was schief ging, dann war es auch kein Untergang. Ich denke, bis heute habe ich wahrscheinlich 30-40 Masken für mich, Freunde und Familie genäht. Hübsche Muster, gute und eher mittelmäßige Formen ausprobiert und so jetzt immer 1-3 Masken dabei, in jeder Tasche. Mein YT Feed bestand quasi aus nichts anderem mehr und auch heute werden mir noch immer wieder neue Muster vorgestellt, die jetzt im Sommer leichter sind oder einfach nach fast 6 Monaten immer weiter verfeinert und verbessert wurden.

Nach den Masken habe ich dann Stoffe für Klamotten gekauft. Jersey, um genau zu sein, weil man ja eh nur zu Hause rumgammelt. Für Nähanfänger nicht die einfachste Wahl, da es so dehnbar ist und sich schnell verzieht. Aber das führte dann halt “leider” dazu, dass ich mir bei ebay auch noch eine gebrauchte Overlock bestellen musste. Der Mann schüttelte nur den Kopf, als die Stoffberge und Maschinen immer mehr wurden, aber so ist das mit neuen Hobbies halt: man eskaliert erstmal. Aber gegen die Jogging/Gammelhose, die ich ihm genäht habe und die endlich mal lang genug für ihn ist, hat er sich dann auch nicht gewehrt. 😉

Ein Kleid, eine Leggins und zwei Gammelhosen sind es bisher geworden und es macht viel Spaß, auch wenn ich 40% der Zeit mit Auftrennen von schon genähten Sachen bin, weil ich irgendwas falsch gemacht oder nicht aufgepasst habe. Aber das gehört wohl dazu und wenn man das mit dem Nähen erstmal begriffen hat, dann stresst es auch weniger, Nähte zu öffnen, weil man ja weiß, wie man sie wieder zunäht.

Die Katzen

Tatsächlich freuen sich die Katzen sehr darüber, dass ich die ganze Zeit zu Hause bin und kommen regelmäßig zum Kuscheln vorbei. Auch ist es gut, weil Hugo gerade gesundheitlich sehr abbaut und wegen Herzproblemen immer wider umkippt, oder halt auch mal vom Sofa fällt, weil das nicht mehr richtig zusammenspielt.
Vorgestern kam dann auch die endgültige Diagnose, nachdem wir jetzt über Monate zwischen Herz und Gehirn hin und her überlegt und medikamentiert hatten. Die Verbindung vom Vorhof zur Herzkammer ist gestört, sodass die Kammer selbst Impulse geben muss, um das Blut abzutransportieren und die haben halt nichts mit dem Hauptschlag zu tun und bringen alles durcheinander. “Heilen” könnte man es nur mit einem Herzschrittmacher, aber das ist bei einem etwa 17-jährigen Kater mit zusätzlichen Erkrankungen keine Option. Alles, was jetzt noch bleibt, ist, es ihm schön zu machen, bis es so weit fortgeschritten ist, dass die schlechten Tage dauerhaft überwiegen… wie lange das noch ist, weiß man nicht. Wir haben ihn jetzt ein Dreivierteljahr beobachtet und in dieser Zeit hat er deutlich abgebaut. Wenn es in dem Tempo weiter geht, sieht er ’21 vielleicht schon nicht mehr. aber vielleicht pendelt es sich jetzt auch auf diesem jetzigen Stand ein und es sind noch 1, 2 Jahre. Man weiß es nicht, aber auch deswegen bin ich sehr froh über das Homeoffice und all die Zeit, die ich jetzt mit den beiden verbringen kann.

Der Chor

Chorsingen kommt, etwas überspitzt formuliert, vom Risikofaktor schon relativ bald hinter “bei Tönnies arbeiten”. Viele Menschen in einem Raum, die alle extra tief ein- und ausatmen. Das Rezept für Desaster, wie man ja auch weltweit schon öfter lesen konnte, wenn Chöre beschlossen haben, dass es trotzdem eine gute Idee sei, zu singen.
Es gibt eine ganz interessante Studie mit Mitgliedern des Bayerischen Rundfunkchors, die Aerosole und Spucketröpfchen beim Singen sichtbar gemacht haben, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie weit denn die Abstände sein müssten. Wer da mal rein schauen will, findet sie hier bei BR-Klassik.
Wir haben das so gelöst, dass in unserem, sehr gut lüftbarem, Chorsaal 4-10 Sänger weitläufig verteilen und 45 bis maximal 90 Minuten singen. Für unseren Chorleiter seeehr viel mehr Arbeit, aber zumindest kann es so weiter gehen und der Bremer Dom ist ja auch groß genug, dass sowohl der Chor (~24 Sänger in einem Konzert) als auch das Publikum sich weit verteilen können, um das Risiko zu minimieren. Auch diese Konzerte sind nie länger als 45-60 Minuten und enthalten immer auch viel Instrumentalmusik. Ein Kompromiss, um uns das Singen zu erhalten und Interessierten doch auch ein bisschen Musik bieten zu können. Und ich denke, dass der Chor hinterher davon profitieren wird, dass wir jetzt quasi dazu gezwungen sind, solistisch, oder maximal zu zweit in einer Stimme zu singen, da so jeder herausgefordert wird und sich nicht mehr an die paar starken Sänger anhängen kann.

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[Blogparade] Mein Hobby – Dein Hobby

Ich habe mal wieder eine Blogparade gefunden, die mich anspricht. Zu meinem Hobby, dem Singen, kann ich nämlich einiges erzählen.

Iniitiiert wurde die Blogparade von SunnyEra von Fine Skill . Dort gibt es jeden Monat eine neue Parade und ich werde bestimmt noch öfter vorbei schauen.

Bücher

Ich habe verschiedene Hobbys. Ich liebe es zu lesen und versuche, im Jahr meine 50-60 Bücher zu erreichen. Aber bevor jetzt alle in Ehrfurcht erstarren, oder sich fragen, wo ich bitte die Zeit dafür hernehme: das beinhaltet auch viele Bücher, die nur 150-200 Seiten haben und eine super Zeit dafür ist zum Beispiel die Busfahrt, wenn das Wetter keine Lust aufs Rad macht. Zusätzlich habe ich jetzt angefangen, beim Sport Hörbücher zu hören. Sonst kann ich mich ja gar nicht damit anfreunden, aber im Studio sind die super.

Ich hänge großteils im Fantasy/Supernatural Genre, gerne gemischt mit Himmel/Hölle Elementen, oder Krimi/Welt retten Thema. Dämonische Kopfgeldjäger, Luzifers Tochter, die Reiter der Apokalypse, sowas halt. Gerade lese ich zum Beispiel ein Buch, in dem Barabbas ein Hacker in der heutigen Zeit ist und gegen Black Madonna und ihre KI kämpfen muss. SciFi, biblische Hintergründe, Cybergedöns – Ich liebe solche Mischungen.

(Kurzer Bibelexkurs: Die Hohenpriester hatten das Volk aufgestachelt, dass sie Jesus’ Kreuzigung fordern. Pontius Pilatus, der Verantwortliche für die Strafe, fühlt sich damit nicht so gut und versucht es zu verhindern. Vor Ostern gibt es eine Tradition, dass ein Gefangener freigelassen wird und er fragt das Volk, ob er Jesus freigeben soll, oder Barabbas, einen Mörder, der auch gekreuzigt werden soll. Er hofft natürlich, dass sie Jesus freigeben, aber sie entscheiden sich gegen ihn. Darauf kann Pilatus nichts mehr machen und die Dinge nehmen ihren Lauf.)

Als Hörbuch habe ich gerade Ready Player One auf den Ohren, was ja nun ziemlich weit davon weg ist, aber bisher sehr cool. Ich habe schon etwa 5/14 Stunden geschafft. Da gehen noch ein paar Trainings für drauf.

Handarbeit

Handarbeiten ist zwar eines meiner Hobbys, wird aber sträflich vernachlässigt, unter anderem, weil meine Daumengelenke das Stricken irgendwie total uncool finden. Aber ich habe noch soooo viel Wolle und Lust drauf. Also schaue ich, dass ich immer mal wieder 2, 3 Runden während eines Meetings einschiebe, sodass sich die Hände nicht überanstrengen, weil es zeitlich relativ begrenzt ist und ich trotzdem ein bisschen was machen kann.

Videospiele

Ansonsten bin ich ein Nerd und liebe es, am Rechner zu spielen. Ich bin auch nach fast 14 Jahren nach wie vor in WoW unterwegs, mal mehr mal weniger. Aber ich habe inzwischen eine sehr nette Truppe auf Twitter gefunden, mit denen kann ich auch als schlimmster Casual Gamer mal in Inis gehen und Spaß haben. <3

Ansonsten hatte ich mir ja für dieses Jahr vorgenommen, meinen Pile of Shame auf Steam mal ein bisschen zu reduzieren. 2 Spiele habe ich bereits abgeschlossen, die schon seit Jahren angefangen da rum lagen und immer nur sporadisch mal angefasst wurden. Aber wenn man einfach zu dumm für die Rätsel ist und ständig nach einem Walkthrough spielen muss, hält sich die Lust in Grenzen. Ich versuche es dann immer mal wieder und tüftle einen Nachmittag, mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg, aber irgendwann ist es dann wieder so abstrus, dass es nur noch mit Hilfe geht und dann höre ich auch bald auf, denn einfach alles am Stück mit Hilfe durchspielen ist ja Quark.

Singen

Mein Haupt-Hobby ist aber das Singen. Wobei ich es selber nur zum Teil als Hobby ansehe und zu einem anderen Teil schon als einen zweiten Job. Ein Hobby ist etwas, was man macht, weil man es liebt und weil es einem Spaß macht. Die Zeit, die dort hineinfließt, wird freiwillig gegeben und positiv gesehen. Ich empfinde zum Teil die Vorbereitungszeit schon mehr als Arbeit als als Hobby. Proben kosten Zeit und Nerven. Ich habe die Diskussion immer mal wieder mit einer Freundin. Sie liebt die Probenarbeit und geht darin total auf, könnte aber die Konzerte verzichten, wohingegen ich die Proben oft blöd finde, mich aber über das Endergebnis, mit Orchester und lauter richtigen Tönen freue. Zusammen ergeben wir quasi die perfekte Chorsängerin 😉

Die Einschätzung Arbeit vs Hobby variiert aber natürlich auch je nach Chor, nach Stück und nach Tagesform. Je größer der Chor und je niedriger das Niveau, desto mehr Arbeit ist es. Je ätzender das Stück ist, desto mehr Arbeit ist es. Aber es ist ja eine Verpflichtung und ich kann mir (zumindest in kleineren Ensembles) nicht einfach die Rosinen raus picken und nur das mitmachen, worauf ich Lust habe. Das geht im großen 80-110 Leute Chor, aber nicht bei 16-30 Leuten.

Und es kommt natürlich dadurch einfach auch zu Stresszeiten, wenn mehrere Chöre (ich bin in einem großen Chor, 2 Ensembles und pro Jahr noch in etwa 2-4 kleinen Projekten) zu ähnlichen Zeiten Konzerte haben und so plötzlich Wochen entstehen, in denen man in 10 Tagen 8 Proben und/oder Konzerte hat, ggf sogar mehrere an einem Tag. Und dazu dann noch die Vorbereitungszeit (Noten lernen)

Aber auch wenn es stressig und nach Arbeit klingt, mache ich es gerne und freue mich gerade über meine Entwicklung in den vergangenen Monaten, in denen ich immer mal wieder kleine solistische Partien übernehmen durfte und so den Schritt aus meiner Komfortzone hinaus “auf die Bühne” machen durfte. Ich singe gerne und bin stolz auf das, was ich kann. Zwischen 8-18 ging auch jeder davon aus, dass ich Gesang studieren würde, aber das passt mit meiner Persönlichkeit schlicht nicht. Ich bin kein Kämpfer, keine Rampensau und auch wenn ich es toll fände, auf einer Opernbühne zu stehen, so ist das einfach nicht meine Welt. 80% Kampf und 20% wirklich singen ist halt nicht schön. Dass ein professioneller Chor auch eine Option gewesen wäre, auf die Idee bin ich leider damals nicht gekommen. Das hätte wohl gepasst.
Aber ich bin mit meinem jetzigen Stand zufrieden und sehe, wie ich mich immer weiter entwickle. Um das zu fördern, habe ich auch schon seit Jahren Gesangsunterricht.

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