Spaziergang durch die Vergangenheit – Kleinigkeiten

Nach den Offensichtlichen Änderungen im letzten Eintrag, kommen hier noch ein paar Kleinigkeiten, die mein Leben nachhaltig verändert haben.

Pappbecher: Früher kannte man diese ToGo Becher nur aus Amerikanischen Serien. Mein erster bewusster Kontakt damit war etwa 2004, wobei das damals noch auf Bahnhofsbäckereien beschränkt war. Als ich dann 2006 das erste Mal so richtig mit einem Pappbecher durch die Straßen lief, fühlte ich mich sehr “Sex and the City”-like und modern. Heutzutage sind sie nicht mehr wegzudenken und auch wenn ich sie persönlich schon als sehr praktisch empfinde, sind sie natürlich eigentlich eine ziemliche Müllkatastrophe und ich finde es gut, dass verschiedene Anbieter auch eigene Thermoskannen / Tassen befüllen und zum Teil dafür sogar Rabatt geben. Das nehme ich gerne in Anspruch, wenn ich schon vorher weiß, dass ich mir einen Kaffee kaufen werde und ihn nicht schon morgens selbst machen kann. (Abends im kalten Dom ist so eine Thermostasse heißen Kaffees schon ganz großartig).

Tempotaschentücher: Erinnert ihr euch noch, was das für ein Drama war, wenn man vergessen hatte, die Hosentaschen auszuleeren und versehentlich ein Taschentuch mitgewaschen wurde? Alles war weiß und verfusselt. Ist mir neulich tatsächlich mal wieder passiert, allerdings nicht mit einem Taschentuch, sondern Kleintier-Papierschnipsel-Käfig-Gedöns, was noch aus der Wäsche vorher in der Maschine war. Alles raus geholt und gedanklich 20 Jahre zurück versetzt, als alles mit weißen Fusseln bedeckt war, die ja auch nicht einfach so auszuschütteln sind. Glücklicherweise ist das bei Taschentüchern ja nicht mehr so. Ich wasche doch alle paar Monate mal wieder eines mit und da passiert nichts mehr. Das ist schon sehr angenehm.

Ladenöffnungszeiten: Meine Mama war nicht berufstätig, von daher war das egal, aber wenn ich drüber nachdenke, dass heute die Läden alle nur bis 6 und Samstags bis 1 aufhätten, da hätte ich echt ein Problem. Kein Wunder, dass Samstags immer Krieg in den Supermärkten herrschte. Ist ja quasi immer noch so, aber wenn man früh / spät genug geht, ist es erträglich. Damals gab es kein früh/spät genug. Damals gab es nur 8-13 Uhr. Wie oft gehe ich nach einer Probe oder vor der Arbeit noch eben einkaufen. Ich erinnere mich noch, wie es damals ganz langsam mit dem langen Donnerstag anfing und sich dann immer weiter ausbreitete.

Amazon: Muss ich wohl nicht viel zu sagen… alles erdenkliche innerhalb von 1-2 Tagen vor der Haustüre, wo man sonst erst mal lange überlegen muss, wann man es wohl in die Stadt schafft, wo es am günstigsten ist und so weiter. Wir haben es schon echt gut. Was ich in den letzten Jahren nicht alles bestellt habe… Wobei dadurch natürlich auch viel mehr Geld ausgegeben wird. Ich habe mich nicht nur einmal dabei ertappt, dass ich Amazons Vorschlägen gefolgt bin, oder auch so dann eben noch 2, 3 andere Sachen mit eingesteckt habe, wenn man eh schon dabei ist. Rückblickend hätte ich wohl schon einige tausend Euro weniger in meinem Leben ausgegeben, wenn es Amazon nicht gäbe – und es wäre auch nicht alles ein Verlust gewesen! 😉

Mode: Ich bin jetzt keine Fashionista und trage, worauf ich Lust habe, aber es ist tatsächlich auch so, dass es heute ziemlich egal ist. Es gibt heute nicht mehr so DIE feste Mode. Klar gibt es Trends, aber es ist deutlich offener. Zumindest ist das mein persönlicher Eindruck. Ich erinnere mich, dass ich 1998 eine Capri-Jeans vererbt bekam, die ich in dem Jahr nicht anziehen wollte, weil NIEMAND Capris trug. Ich wäre damit wirklich aufgefallen. Heutzutage frage ich mich, warum mir das wichtig war, aber damals fühlte ich mich einfach unwohl damit. Die Capris kamen erst einige Jahre später wieder in Mode und sind seit dem auch nie wieder unpassend gewesen.

Internet (Informationen): Nochmal kurz zum Internet. Es ermöglicht einem so viele Dinge auszuprobieren und Hobbies zu frönen, das wäre früher alles viel komplizierter gewesen. Ganz konkret: Meine Schwester wünscht sich einen gehäkelten Yoshi. Was wäre das für ein Aufwand gewesen, ein Muster dafür zu finden, aber heutzutage bin ich ein einem riesigen Handarbeitsforum (ravelry.com) und 5 gratis Yoshi Muster sind nur einen Klick entfernt. Oder ich muss ein kompliziertes Stück lernen und möchte es mir anhören. Youtube, Spotify, freie Midis oder etwaige MP3 Shops im Netz helfen sofort, wo man sonst erst mal herausfinden musste, auf welcher CD es das Stück gibt und wo man die bekommt…

Was sind den eure Errungenschaften der heutigen Zeit, die euer Leben verändert haben? MP3 Player, Handy-Kameras, Online Check-in beim Flugzeug?

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Spaziergang durch die Vergangenheit – Computer und co

Das klingt irgendwie viel poetischer, als der Eintrag eigentlich wird, aber naja, da müsst ihr durch 😉

Es geht in diesem Fall um die Entwicklungen der letzten ~25 Jahre. Also seit ich ein Kind war. Dinge, die heute selbstverständlich sind und damals noch nicht mal erträumt wurden. Mal sehen, wie weit ich mich jetzt verlaufe, vielleicht werden es auch mehrere Einträge. Ich schreibe einfach drauf los und habe noch keinen festen Plan.

Die ersten Dinge, die mir beim Rückblick sofort einfallen, sind natürlich Computer und Handys. Seit ich denken kann (vermutlich seit Mitte der 80er), stand bei uns im Wohnzimmer ein C64. Der ist bis heute funktionsfähig und wurde erst vor wenigen Jahren abgebaut, weil meine Mama genervt war und eh niemand mehr damit gespielt hat. Mein Papa war damals in Mailboxen damit (Chat Noir), schrieb fleißig Listings aus der Zeitschrift ab (seitenweise Zeichen, der Horror!) und wir haben alle damit gespielt.

Mit 14 hatte ich dann das erste Mal Zugriff auf seinen PC – eine neue Welt! Da mein Papa immer ein Selberbastler war, fiel bald genug Kram an, sodass ich mit etwa 16 Jahren meinen ersten eigenen PC hatte. Anfangs nur mit DOS, später dann immerhin auch Windows 3.1. Die Zeit der AOL Spam-CDs und das Wort “Chat” hier und dort, ließen mich dann darum betteln, auch ins “Internet” zu dürfen. Ich durfte. Ich schreibe “Internet”, weil das, wo ich mich damals bewegte, nicht wirklich das Internet war, sondern nur die Umgebung von Compuserve, wo mein Papa seinen Zugang hatte. Erste Chats, erste Gifs, alles neu und super aufregend.

Meine erste große Internetliebe: Michael aus Dortmund. Wir haben gechattet, telefoniert und er hat mir versucht, zu erklären, wer denn Ironman (sein Nick) sei. Ich bin ziemlich sicher, dass ich den damals für einen Bösewicht hielt und nicht für einen der Guten… Naja, damals gab es halt Robert Downey Junior noch nicht 😉 (das ist übrigens nicht wahr, zu der Zeit spielte er bei Ally McBeal mit – was für eine durchgeknallte Serie!)

Der erste Cybersex: irgendwann öffnete sich ein neues Chatfenster und ein Mann fragte mich nach Cybersex. Ich habe den Rechner noch nie so schnell ausgemacht und mich soweit wie möglich davon entfernt. Das fand ich sehr, sehr scary. Zum Glück blieb es lange Zeit bei diesem einen Versuch und ich habe nur irgendwann mal eine sehr scherzhafte Session mit Champagner und Boxershorts (jeweils virtuell) mit Michael und seinem Kumpel gehabt. Da haben wir herzliche gelacht, aber mit Sex hatte das nicht wirklich was zu tun.

Ja, nachdem ich mich lange auslachen lassen musste, weil ich nur Windows 3.1 und ein 14.4er Modem hatte, kam dann doch irgendwann auch der Punkt, an dem ich eine 32Mb Festplatte und 8 MB RAM hatte, sodass ich auch bereit für die schöne neue Welt mit Windows 95 war 😉

Mit 17 entdeckte ich dann die Welt der lokalen Mailboxen und habe viele nette Leute getroffen und kennen gelernt. Auch sehr, sehr schräge Vögel, aber generell war Internet noch sehr nerdy und es war halt nicht jeder unterwegs, wie heute, wo man sich von 11 jährigen Kids beleidigen lassen muss. Nein, das waren alles Nerds unter sich und wenn alle social awkward sind, dann ist es eigentlich niemand. Das waren die Leute, die hochtrabend “Rechner” sagten, während der Rest der Welt von “Computern” oder “PCs” sprach. Es hat sich so viel verändert…

Meine ersten beiden Freunde habe ich auch über diese Mailboxen kennen gelernt. Wahrscheinlich einer der Gründe, warum ich bis heute sehr auf den Schriftverkehr (haha) fixiert bin und nicht einfach einen süßen Typen in der Straßenbahn anlächle (Oh Gott, das würde ich nie tun! Der hat eh ne Freundin und findet mich dann komisch und Menschen sind eh alle komisch und… das ist alles so viel entspannter, online. Man kann sich in Ruhe beschnuppern und wenn es nicht passt, muss man sich gar nicht erst treffen.)

Was man damals für ein Geld für neue Teile oder Internet ausgegeben hat, ist der Hammer. Das würde heute niemand mehr machen.

Aber auch in dieser Zeit waren Handys noch nicht verbreitet und ich erinnere mich gut, dass ich mich von einem der anderen User in den tiefsten Osten von Berlin lotsen lassen musste, weil er wusste, wo einer der Typen wohnte, die ich dringend zu meiner Abschiedsparty haben wollte. Dem hab ich dann einen handgeschriebenen Zettel an die Wohnungstüre gepappt. Und er kam.

Ich hatte damals einen… TeLMi (musste ich gerade erst mal googlen). Ein Pager, auf den man Nachrichten schicken konnte, in dem man entweder eine SMS schickte (aber hatte ja noch niemand) oder eine Sprachnachricht per Telefon sendete, die das System dann mehr oder weniger dürftig übersetzt. Ich erinnere mich noch gut, dass ich mal ziemlich lange vor einer Nachricht stand, weil der Absender nicht seinen Namen, sondern die Usernamen von sich und seiner Freundin genannt hatte, mit denen das System natürlich endgültig überfordert war und irgendwas unverständliches draus machte.

Und das Internet außerhalb von Mailboxen und Compuserve? War furchtbar bunt, blinkend, glitzernd und voller Frames, aber auch nicht halb so gefährlich oder werbungsverseucht, wie heute. Man hatte eine Geocities Seite und darauf alles angewandt, was das (die?) HTML so hergab. Laufschrift war auch immer gerne gesehen, oder lustige “under construction” Bildchen.

Von 1998 bis 2013 war ich ein treuer ICQ Nutzer, auch wenn ich den Client mit der grünen Blume und dem nervigen oh-oh bald gegen irgendwelche viel tolleren Multimessenger, wie Miranda, eingetauscht habe. Nachdem mein letzter regelmäßiger Kontakt 2013 verstorben war, beschloss ich, dass es Zeit sei, auch diesen Urgroßvater von Facebook und WhatsApp zu Grabe zu tragen.

So, ich denke, das war’s für diesmal und ich werde einen weiteren Eintrag für andere Teile des Lebens erstellen.

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