Ein fast “normales” Sozialleben

Ich bin ein sehr introvertierter Mensch. Zu viel Zeit mit Menschen, egal wie nett und wie sehr ich sie mag, ist anstrengend. Es kostet mich Energie, anstatt mir welche zu geben. Von daher halte ich mich sehr zurück, was Treffen angeht, speziell, wenn mehr als eine andere Person beteiligt ist.

Entgegen dem Klischee des saufenden Chorsängers verschwinde ich vor dem allmonatlichen “Chorbier” immer schnell, bevor mich jemand fragen kann. Selbst nach Konzerten gehe ich in der Regel nicht noch mit zum Feiern. Ausnahmen sind das Sommer- oder Weihnachtsfest, wobei ich da auch eher widerwillig hingehe, aber oft singen da noch kleinere Gruppen was und diese Projekte machen immer viel Spaß. sodass man dann so einen Abend auf sich nimmt. Ja, eine Feier mit netten Menschen läuft bei mir unter “etwas auf sich nehmen”. Feiern, bei denen ich quasi niemanden kenne sind der totale Horror, aber auch Feiern mit wirklich netten Menschen / Freunden sind nichts, worauf ich mich wahnsinnig freue. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich nüchtern einer Horde angetrunkener und aufgedrehter Leute gegenüber sitze (wobei das bei manchen Partys schon auch ein Problem ist), sondern einfach damit, dass für mich diese ganzen sozialen Events anstrengend sind.

Ich ziehe mich in der Regel raus und suche mit einen Platz bei dem ich einen guten Überblick habe und nicht gezwungen bin, die ganze Zeit zu reden. Ich höre zu. Im Idealfall sitze ich so zwischen mehreren Kleingruppen, dass ich meine Aufmerksamkeit von einer zur anderen verlagern kann, je nachdem, wo das Thema interessanter ist. Sollte ich tatsächlich was zum Thema zu sagen haben, erzähle ich es auch gern, aber ziehe mich dann auch wieder zurück.

Meist würde ich gerne nach einer Stunde wieder gehen, aber das Glück ist mir natürlich in der Regel nicht vergönnt und es werden eher 4 oder 5 Stunden… Und oft bin ich dann auch noch etwa 15+ Jahre jünger als alle anderen, was das ganze immer ein bisschen albern macht: “Ich bin zu jung für den Scheiß!” 😉

Aber inzwischen wissen das die meisten meiner Freunde und fragen mich schon gar nicht mehr, bzw. wissen, dass es etwas Besonderes ist, wenn ich dann tatsächlich komme.

Dieses Jahr hatte ich mir ja vorgenommen, mich mit mehr Leuten zu treffen, mehr Dinge zu unternehmen und was soll ich sagen, ich war bei 4 Partys dieses Jahr. Keine Partys mit Musik und Tanz, sondern welche mit tollem Essen und interessanten Gesprächen. Ich bin sehr stolz auf mich.

Dazu kommen ziemlich viele Verabredungen zum Essen und netten Abende bei Freunden (Ich lass ja bei mir niemanden rein – my home is my fortress)

Ich habe neue Freunde gefunden und alte Freundschaften vertieft. Ich bin momentan fast jede Woche mit jemandem verabredet. Das ist sehr ungewöhnlich, aber gerade vor dem Hintergrund, dass um mich rum immer noch sehr viel Chaos ist, doch schön. Mehr sollte es aber nicht sein und es sind auch immer nur einzelne Personen, keine Gruppen.

Jetzt hat eine Freundin großes mit mir vor: In eine Kneipe gehen, wo es Livemusik gibt – um Leute (Männer) kennen zu lernen!

Das Konzept habe ich noch nie verstanden. Ich wurde noch nie in einer Kneipe von wildfremden Menschen angesprochen und wüsste auch nicht, warum. Ich gehe mit meiner Freundin weg, um irgendwo was zu trinken und Musik zu hören, warum sollte irgendjemand denken, dass in dieser Gleichung irgendwie neue Menschen auftauchen sollten? Das mag Sinn ergeben, wenn ich da alleine sitze und verloren aussehe, aber warum kommt jemand auf die Idee, sich bei anderen Menschen, die offenbar zusammen da sind und eine gute Zeit haben, dazuzustellen und in deren Gespräch einzumischen?

Ich weiß, in Filmen passiert das ständig, aber so in Echt?! Wenn ich neue Leute irgendwo in Kneipen getroffen habe, dann kannte sich irgendwer und so kam man dann ins Gespräch.

Meine Freundin wird mich für diesen Eintrag schlagen, das weiß ich jetzt schon, aber was soll’s 😉 Immerhin gehe ich mit ihr in 1,5 Wochen in eine Kneipe mit Livemusik – um Menschen kennen zu lernen!

Und damit finde ich, dass ich ein fast “normales” Sozialleben entwickelt habe, dieses Jahr.

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