Gefühle

Ich habe ja im letzten Jahr immer mal wieder über meine Gefühle oder das Fehlen derselben erzählt. Als Nerd habe ich es als “mein Emotionschip ist kaputt” beschrieben. (I <3 Data)

Im Moment beschäftige ich mich ein bisschen mit Meditation. Es fällt mir leicht, mir Dinge vorzustellen und Bilder in meinem Kopf zu erzeugen. “Stell dir vor, du sitzt gemütlich mit deinen Lieblingsmenschen vor einem flackernden Kaminfeuer und alles ist gemütlichund schön.” Bäm, schon sitze ich da auf einem Kuschelfell in irgendeiner Hütte, schaue in einen Kamin und höre dem Knistern zu. Alles kein Problem.

Aber dann kommt die Aufgabe, meine Gefühle in diesem Moment zu beschreiben oder zu erkennen. Da sind aber keine. Es ist ein Bild, oder besser gesagt ein Film, aber da sind keine Gefühle. Ich kann mir nicht vorstellen, was ich in diesem Moment fühlen würde. Geht einfach nicht.
Erzähl mir, dass ich einen blau leuchtenden Stern habe, der durch meinen Körper wandert oder dass ein goldenes Licht aus meinem Körper strahlt (Doctor Who, anyone?) Kein Problem. Das sehe ich alles vor mir. Der Stern hat ein ganz bestimmtes blau und ich kann mir das Leuchten auch anders vorstellen, als eine Timelord-Regeneration. Aber all diese Bilder werden immer mit Glücksgefühlen verbunden. Ich leuchte ja nicht, weil man einen Lichtschalter gedrückt hat, sondern weil ich voller Glück und [Selbst-]Liebe bin. Ähm… ja, eher nicht so. Also schon, so ganz grundlegend ist das korrekt, aber das hat mit diesen Bildern nichts zu tun. Und da es dann darum geht, dieses Gefühl des Glücks oder der Liebe oder was auch immer zu erinnern und bei Gelegenheit zu reproduzieren, hat sich das mit der Meditation dann wieder erledigt.

Ich habe keine Ahnung, ob ich da diagnostizierbare Schwierigkeiten habe und irgendwo in Richtung Autismus/Asperger tendiere, aber selbst wenn, dann ist es doch in einem Rahmen, der es mir ermöglicht, ohne Einschränkungen und Probleme zu leben, also ist es vernachlässigbar (behaupte ich jedenfalls mal).

Ich weiß, dass ich im Gegensatz zu gewissen anderen Menschen extrem limitiert bin, was meine Gefühle angeht. Ich meine jetzt nicht mal in der Breite, da ich denke, dass ich grundlegend doch die meisten Gefühle durchaus habe, aber halt in der Intensität. Der Ausschlag entfernt sich nur minimal von der Nulllinie und es gibt nur sehr selten mal größere Amplituden und selbst wenn, dann sind sie nur von kurzer Dauer.

Persönlich empfinde ich das als positiv. Zu sehen, wie andere Menschen mit ihren intensive[re]n Gefühlen erscheint mir oft sehr anstrengend und in manchen Fällen auch belastend. Wahrscheinlich erscheint es mir so, weil ich es nicht kenne, aber es reicht ja schon, Twitter zu lesen, um zu erkennen, dass manche Menschen da echt kämpfen.
Mir reicht es schon, wenn sich mal ein paar Monatliche Hormone breit machen und ich etwas sensibler auf Themen oder Situationen reagiere. Das ist immer noch weit weg von dem, was andere Frauen* erleben, aber es nervt schon genug. Diese Diskrepanz von Gefühl und Verstand ist ätzend. Und hier rede ich noch von mir als glücklich und gesundem Menschen. Und nicht von psychisch angeschlagenen.

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